D A S   S Y M B O L   D E S   S A T A N S :   R O S A   W I N K E L



Männer mit dem rosa Winkel

Nach dem „Röm-Putsch“ im Jahr 1934 verschärften die nationalistische deutsche Staat die gesetzlichen Bestimmungen gegen Homosexualität. Zu der geltenden Strafbestimmung wurde noch der Paragraph 175a hinzugefügt, der die bis dahin geltenden Verurteilungen wesentlich verschärfte.

Hunderttausende von Homosexuellen wurden während des nationalistischen Regimes bis 1945 in den Konzentrationslager geworfen und mussten dort ihre rosa Winkel tragen. Sie alle waren der Willkür der SS-Schergen gnadenlos ausgeliefert und erlitten Folterungen und Quälereien, bis der Tod sie erlöste.

Die Häftlinge waren auf Grund ihres Einweisungsdeliktes oder ihrer Herkunft mit einem farbigen Winkel markiert. Unterhalb des Winkels war die Häftlingsnummer aufgenäht. Der Winkel war ein auf die Spitze gedrehtes Dreieck aus Stoff, ca. 5cm groß und auf der linken Brustseite der Jacke und des Mantels und an der rechten Außenseite der Hose aufgenäht.

Die Farben der Winkel waren:

- gelb für Juden

- rosa für Homosexuelle
- rot für Politische
- grün für Kriminelle
- schwarz für Asoziale
- lila für Bibelforscher
- blau für Emigranten
- braun für Zigeuner

Die rosa Winkel waren jedoch um ca. 2 bis 3 cm größer als die anderen Winkel ausgeführt, denn man sollte uns schon von weitem als Schwule deutlich erkennen.
Juden, Homos und Zigeuner, also die gelben, rosa und braunen Winkel, waren die Häftlinge, die am häufigsten und schwersten unter den Martern und Schlägen der SS und Capos zu leiden hatten. Sie wurden als Abschaum der Menschheit bezeichnet, die überhaupt kein Lebensrecht auf deutschem Boden hätten und daher vernichtet werden müssten. Dies waren die oft und gern wiederholten Worte des Lagerkommandanten und seiner SS-Führer. Aber der allerletzte Dreck aus diesem ``Abschaum´´, das waren die Männer mit dem rosa Winkel.

Nicht alle, die diesen Winkel trugen, waren Homosexuelle. Um Missliebige ins Verderben zu stürzen, genügte eine Denunziation, beispielsweise bei Ehelosigkeit oder Kinderlosigkeit. Schon die Annahme, dass man ein „175er“ sein könnte, konnte für eine Schutzhaft ausreichen. Und wer mit einem rosa Winkel in die Teufelsmühle des KZ geraten war, kam selten mit dem Leben davon. Wie viele Männer mit dem rosa Winkel ihr Martyrium überlebten, ist unbekannt geblieben. Die wenigen Opfer aber, die übrig blieben, haben aus Scham ihre KZ-Haft verschwiegen, denn in Deutschland wie in Österreich galt die Homosexualität als Verbrechen.

Die Textauszüge stammen von Heinz Heger aus dem Programmheft von 1981 des Theaterstücks „BENT  (Rosa Winkel)“. Dessen original KZ Markierung, die wir oben abgebildet haben, befindet sich heute im Washington Holocaust Memorial.

 

Marginalien:

„Nach unserem Verständnis gehört Sexualität in das ganzheitliche Verhältnis zwischen Mann und Frau. Von daher verfehlt die Homosexualität das Wesen der Sexualität überhaupt.“
Rat der evangelischen Kirche in Deutschland, 1979


„Homosexuelles Verhalten ist moralisch unanständig.“
Papst Johannes Pius II


„Lieber ein kalter Krieger als ein warmer Bruder“
Franz Josef Strauß


Autor des Theaterstücks BENT (Rosa Winkel):
Martin Sherman, geboren in Philadelphia


Berliner Premiere:
Schiller Theater Werkstatt am 21. Februar 1981 unter der Regie von Hans Gratzer



Probenfoto: Anneliese Heuer





Fotos von "Selbstmördern" im KZ Dachau vom "Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes" aus dem Programmheft der Berliner Aufführung.

Zusätzliche Informationen