W I E   W I R D   M A N   T E X T D I C H T E R ?

Am 14. November 2012 wurde folgender Originaltext von Bruno Balz aus den 70er Jahren entdeckt, darin beschreibt der Künstler seinen Weg als Spezialist für Filmlieder:

„Oft bin ich gefragt worden: Wie wird man eigentlich Textdichter? Dann habe ich geantwortet: Werden kann man es kaum, diese kleine Begabung wurde einem in die Wiege gelegt. Man muss reimen können, Sprachgefühl und Musikalität haben und dann – das Wichtigste – begabte Komponisten finden. Dann braucht man Verleger oder Film- oder Musikproduzenten, und, was für einen Erfolg ausschlaggebend ist: den richtigen Interpreten!

Ich habe schon als Schulbub Verse gemacht, einmal sogar einen Aufsatz in Gedichtsform geschrieben, was meinen Lehrer in bewunderndes Erstaunen versetzte. Mit siebzehn Jahren erzählte ich dann jedem, dass ich Textdichter bin, ich wurde dann meistens ausgelacht, bis sich doch der junge Komponist Eduard May fand, der mir glaubte und mir eine Melodie zum textieren gab.

Da erfuhr ich dann, dass es üblich ist, der fertigen Musik den Text zu unterlegen, das Komponieren eines bestehenden Textes ist die Ausnahme. Da habe ich dann alles, was ich bisher geschrieben hatte, weggeworfen und mich an dieser Art des Textierens gewöhnt. Das ging auch sehr gut, - man braucht ja nur das mit Worten nachzuempfinden, was der Komponist mit seinen Tönen ausgedrückt hat. Wobei ich zugeben muss, dass mir das nicht in allen Fällen gelang.

Meine ersten Versuche gefielen. Ich schrieb einige sogenannte Einzelnummern, aber der große Erfolg wollte sich damit nicht einstellen. Der kam erst mit dem Tonfilm.

Ich hatte das Glück, für den ersten deutschen Tonfilm (es war tatsächlich der erste, Uraufführung 1929 im „Capitol“ in Berlin) das Titellied „Dich hab´ ich geliebt“ zu schreiben. Es sang die damals berühmte Schauspielerin Mady Christians, und es erschienen die ersten, heute schon historischen Schellackplatten mit meinen Texten. Die ersten Tantiemen von nennenswerter Größe (welch stolzes Gefühl) trudelten ein und andere Komponisten wurden auf mich aufmerksam. Zu ihnen gehörte Franz Doelle, der grade den Auftrag bekommen hatte, für einen großen Musikfilm der Ufa die Musik zu schreiben, und der mich als Textdichter vorschlug. Ich wurde engagiert, und es entstand unter Regie von Reinhold Schünzel der Film "Viktor und Viktoria", der im Berliner Gloria Palast einen Sensationserfolg hatte. Der Hauptschlager hieß: „An einem Tag im Frühling“, es sang ihn die hochbegabte und frühverstorbene Ranate Müller, ihre Partner waren Adolf Wohlbrück und Hermann Thimig. Danach habe ich dann im Lauf der Jahre für rund 200 Filme die Gesangstexte geschrieben.“

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